Kinder reagieren auf Röntgenbelastung deutlich empfindlicher
Vor allem für Kinder wurde in den letzten Jahren immer wieder empfohlen, besser auf Ultraschall und MRT statt Röntgen und CT zu setzen.
Gerade bei kindlichen Brüchen sei die Sonografie empfehlenswert, denn diese Altersgruppe reagiere etwa zehnmal empfindlicher auf Röntgenbelastung als Erwachsene.
„Bei kindlichen Handgelenksbrüchen ist es sinnvoll, den Ultraschall routinemäßig anzuwenden. So lässt sich – bei gleicher Treffsicherheit – 80 Prozent der Röntgenbelastung einsparen“, erläutert Privatdozent Dr. med. Ole Ackermann, Oberarzt der Abteilung Unfallchirurgie und Orthopädie am Evangelischen Krankenhaus Mettmann, in einer Mitteilung der DEGUM.
Sonografie sollte das Mittel der ersten Wahl sein
Auch wenn bei den kleinen Patienten ein Verdacht auf einen Ellenbogen- oder auf einen Oberarmbruch besteht, sollte die Sonografie das Mittel der ersten Wahl sein.
Rippen- und Brustbeinbrüche sowie Brüche der Beinextremitäten, wie des Oberschenkelknochens und des Schienen- sowie des Wadenbeins, sollten sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen ebenfalls großzügig sonografisch diagnostiziert werden.
Die aktuelle im „Deutschen Ärzteblatt“ veröffentlichte Metaanalyse „Diagnostik bei Frakturverdacht – Ultraschall im Vergleich zu konventioneller Bildgebung“ zeigt, dass die erwähnten Brüche mittels Ultraschall ebenso sicher erkannt werden können wie mit dem Röntgenverfahren.
Sichere Alternative zum Röntgen bei Kindern
Die Ultraschalldiagnostik hat gegenüber dem Röntgenverfahren viele Vorteile: „Die Diagnose per Ultraschall ist strahlenfrei und somit viel schonender für den Patienten“, sagt Ackermann, der Mitglied im DEGUM-Arbeitskreis Bewegungsorgane ist.
Dr. Bernd Schweiger vom Universitätsklinikum Essen sieht das ähnlich. In einer Mitteilung der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) zum Thema „Ultraschall bei Knochenbruch – eine sichere Alternative zum Röntgen bei Kindern“ erklärt der Mediziner:
„Durch den sinnvollen Einsatz des Ultraschalls lässt sich neben einer deutlichen Beschleunigung der diagnostischen Untersuchung auch eine signifikante Senkung der medizinisch verursachten Strahlenbelastung bei Kindern erreichen.“
Kostensparendes Verfahren
Darüber hinaus könne das Verfahren laut DEGUM kostensparend durchgeführt werden. Ein weiterer Vorteil gegenüber der Röntgendiagnostik ist, dass Ultraschallgeräte häufig besser verfügbar sind – nicht nur in Notaufnahmen, sondern auch in vielen Praxen.
Dies setzt jedoch das entsprechende Know-how sowohl beim „Schallen“ selbst als auch bei der Interpretation der Befunde voraus.
Obwohl Ärzte sich die erforderlichen Fähigkeiten gut aneignen können, werden Patienten mit Verdacht auf Knochenbruch immer noch viel zu häufig Röntgenstrahlen ausgesetzt.
Der Grund: „Die Krankenkassen vergüten Ultraschalluntersuchungen bei Knochenbrüchen bisher nicht kostendeckend“, bemängelt Ackermann. „Das muss sich im Interesse der Patienten dringend ändern.“